Mittwoch, 25. September 2013

Tag 47: über Büroarbeit, Gastgeschwister, Wochenende und Aufruhr in Nairobi

Hallo Ihr Lieben,
seit ich das letzte Mal geschrieben habe sind nun schon wieder eineinhalb Wochen vergangen, und es ist wahnsinnig viel passiert.

Nach dem wunderschönen Wochenende in Nairobi mit meinen Freunden, an dem wir Lukas Geburtstag gefeiert haben, ging der Arbeitsalltag am Montag wieder los. An diesem Montag musste ich jedoch nicht nur den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und Papiere abtippen, sondern hatte eine nette Abwechslung. Eine Steps-Freiwillige aus Italien ist in Kenia angekommen und wurde ins Office gebracht, wo wir eine Orientation mir ihr gemacht haben. Steps bedeutet, dass sie nur für eine kurze Zeit hier in Kenia bleibt. Sie wird für zwei Monate da sein.
Wir haben sie also in das Kenianische Leben eingeführt, ihr gesagt, was sie beachten muss, und sie durfte ihre Erwartungen an Familie und Projekt sagen. Mein Part war dann, ihr einen Crash-Kurs in Swahili zu geben. Mein Kiswahili wird immer besser, zumindest verstehe ich immer mehr, wobei meine neue Gastfamilie nur Englisch spricht und sich mein Lernprozess deshalb leider auf die Wochenenden beschränkt.



Nachdem wir die Orientation durchgeführt haben sind wir in die Mall um für Franzesca ein einfacheres Handy zu kaufen und eine kenianische sim-Karte dazu. Danach sind wir in ein nettes Restaurant gegangen und haben sehr lecker afrikanisch gegessen. Es gab Reis, Ugali, Bohnen, Fleisch, Hühnchen, Mais, Gemüse, Nudeln, Skuma und Fisch. Eine riesen Portion Essen, und wir zwei „Ausländer“ haben es nicht geschafft alles auf zu essen, Kenianer haben wohl einen größeren Magen :D

Wenn Steps Freiwillige kommen geht der Tag für mich immer total schnell vorbei. Ich finde es total interessant, mit ihnen zu sprechen und zu erfahren, warum sie her kommen und was sie von Kenia erwarten. Ich bin jetzt ja schon sechs Wochen hier und kann sagen, dass ich schon ziemlich viel über das Leben hier weiß, deshalb ist es lustig zu hören, was andere so von dem Land und den Leuten hier erwarten.
An diesem Tag habe ich endlich alle Projekte abgetippt, das heißt meine Arbeit von der letzten Woche beendet. Somit hatte ich am nächsten Tag dann aber leider erst einmal nichts zu tun, wodurch mir ziemlich langweilig wurde.

Am Mittwoch jedoch ging der Tag dafür sehr schnell vorbei. Als ich im Büro ankam (ich bin immer die erste) saß schon eine Spanierin vor der Tür. Sie ist seit 5 Monaten hier in Kenia und hatte eigentlich um 8 einen Termin mit meiner Kollegin vom ICYE. Ja, wie das hier manchmal halt so ist kamen die anderen erst um 10, somit hatten wir schön Zeit miteinander zu reden und uns auszutauschen. Mittags habe ich dann Expenses in eine Excel-Tabelle eingetragen. Das hat mich bis Freitagnachmittag beschäftigt.

Der Freitag war dann durch Vorfreude geprägt, denn am Nachmittag ging es für mich nach Ruai zu meiner alten Gastfamilie. Ich habe das Office um viertel nach vier verlassen und war auf Grund des übertriebenen Verkehres erst um halb acht in Ruai. Als ich ankam war es stockfinster und es hat geschüttet. Zum Glück war mein Gastbruder Valentine an der Bushaltestelle und hatte einen Regenschirm dabei. Das Gehen zum Haus war dann eine sehr große Herausforderung, denn es geht denn Berg hoch und es war einfach total matschig. Meine Schuhe waren für diesen Marsch nicht gemacht, ich bin die ganze Zeit durch die Gegend gerutscht, aber wenigstens hatten wir so einiges zu lachen.

In der Familie angekommen haben mich meine kleinen Gastgeschwister mit einer großen Umarmung empfangen. Ich habe gemerkt wie sehr ich sie alle vermisst habe. Wir haben dann gekocht und noch einen Film angeschaut und sind dann ins Bett.

Am nächsten Morgen habe ich dann erst mal bis um neun Uhr ausgeschlafen, das tat gut. Danach bin ich mit Valentine, Willi und einem Freund nach Utawala gegangen, zu einem Kirchen-Festival. Verschiedene Kirchengruppen hatten Theaterstücke einstudiert und es war dann eine Art Wettkampf, denn es gab eine Jury, die die verschiedenen Vorführungen bewertet haben. Es war eine tolle Stimmung und viele Tänze und Sketche waren echt witzig, wir haben viel gelacht. Manches habe ich jedoch nicht verstanden, weil es auf Swahili war.
Abends habe ich dann Spätzle und Kartoffelsalat gekocht. Ich denke es hat allen sehr gut geschmeckt und mein kleiner Bruder hat schon gefragt, ob ich mal wieder was Deutsches kochen kann. :D

Abends haben wir dann von dem Angriff auf die Westgates Shoppingmall gehört. Ich war natürlich gleich total besorgt um meine Familie in Westlands, weil wir sehr nah an der Mall wohnen. Aber ihnen ging es zum Glück allen gut. Mich haben total viele Freunde aus Kenia angerufen, ob es mir gut geht, weil sie wussten, dass ich in Westlands wohne, aber ich war ja zum Glück in Ruai über das Wochenende.
Am Sonntag bin ich dann recht früh zurück zu meiner Gastfamilie in Westlands, weil Gastmama 2 Geburtstag hatte. Mein Gastbruder aus Ruai hat mich begleitet weil die Situation in der Mall unverändert war und man nicht wusste was passieren würde. Als ich im Haus angekommen war, war ich dann doch sehr froh. Der Geburtstag war auf Grund der Vorfälle natürlich nicht sehr fröhlich, aber abends gab es Torte und hier gibt es das Ritual, dass das „Geburtstagskind“ die anderen füttert, das war dann doch sehr lustig.

Am Montag hatte ich dann etwas bedenken zum Office zu laufen, da für Westland empfohlen wurde, im Haus zu bleiben und das Office zu dem nur knapp einen Kilometer von der Mall entfernt ist, aber ich wurde angerufen zu kommen, da es sicher sei. War es nicht, denn um eins haben wir dann einen Schusswechsel gehört und eine Explosion. So schnell wie an diesem Tag bin ich den Weg nach Hause noch nie gelaufen, und werde ich wohl auch nie wieder. Das war Rekordgeschwindigkeit :D Den Rest des Tages habe ich dann mit meinen Gastgeschwistern im Haus verbracht und die Zeit zum Skypen genutzt.
Am Dienstagabend hat Kenyatta dann zum Glück verkündigt, dass das Geiseldrama nach vier Tagen beendet wurde. Die Erleichterung darüber ist hier sehr groß, der Verlust von Freunden und der Schock bleiben natürlich.

Heute war die Office Arbeit dann zur Abwechslung mal überhaupt nicht Tippen, sondern Ordner ordnen. Ich habe die Ordner neu beschriftet und dann die Papiere sortiert und eingeordnet. Sonderlich anspruchsvoll ist das leider aber auch nicht.

Jetzt zum Schluss noch was zu meinem allgemeinen Leben hier in Kenia. Ich bin sehr glücklich, dass ich mich mit meinen beiden Gastfamilien sehr gut verstehe und dass ich mich in beiden sehr wohl fühle. Ich hab zwei Gastfamilien, eine in der ich lebe und eine, die ich regelmäßig besuchen werde. Und habe jetzt insgesamt 11 Gastgeschwister, wenn das nicht toll ist :D

Auf meinem Weg zur Arbeit muss ich einen Highway passieren. Mit der Zeit habe ich mich an den Verkehr hier gewöhnt und schaue mittlerweile sogar fast immer zuerst nach rechts und dann nach links. Mein „Ich-laufe-einfach-ganz-selbstbewusst-über-die-Straße-auch-wenn-ein-Auto-kommt-Ego“
hat sich aber leider ein bisschen reduziert, seid mich ein Auto berührt hat. Ich bin über die Straße gelaufen und hier hält kein Auto an um einen Fußgänger über die Straße zu lassen, man läuft einfach vor das Auto und hofft, dass es rechtzeitig anhält.
Einmal habe ich dann leider die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt :D Das Auto hat angehalten, aber genau an meinem Bein..hat mich nur berührt, aber der Schock lässt mich nun immer so lange warten, bis ein paar Kenianer neben mir auftauchen. Ich gehe dann einfach dann los, wenn sie auch los laufen :D

Über so einiges wundere ich mich nicht mehr hier, habe mich an viel gewöhnt, sage brav „nzuri“ zu jedem der „Habari“ sagt und laufe danach einfach weiter. Ich bleibe automatisch stehen, wenn ich am Eingang zu einem Gebäude abgepiepst werde und stolpere auch nicht mehr über jeden Stein der vor mir liegt. Man kann sagen, dass ich langsam ankomme und mich richtig eingewöhne.

So das war‘s, der Blogeintrag ist doch ein bisschen länger geworden als erwartet.

Unter der Rubrik „Bilder“ gibt es neue Bilder in einer Art Diashow.

Bis bald, kwa heri!
Aus dem sonnigen Nairobi
Eure Steffi

P.S: Heute zum Abendessen gab es "Glubsch-Augen" Fisch :) so ganz kleine Fische, genannt "Omena" die dich anstarren, währrend du sie isst, aber seeehr lecker :)



Ugali, Sukuma, Mais&Bohnen und Omena :)


Sonntag, 15. September 2013

Alltagsleben

Hallo ihr Lieben,

es kam zwar erst kürzlich ein neuer Blogeintrag, aber ich habe gerade viel Zeit, bin alleine zu Hause und mir ist langweilig, deshalb dachte ich, ich kann euch einfach nochmal ein bisschen ausführlicher berichten.

Zuerst einmal zu meiner Arbeit im ICYE Office: Ich arbeite dort von Montag bis Freitag, immer von 8:30 bis 17 Uhr. Eigentlich sollte ich etwa eine Stunde Mittagspause haben, jedoch überspringen wir die eigentlich immer. Ich beginne die Arbeit dort, indem ich zuerst einmal die benutzten  Tassen und Teller des Vortages spüle und das Büro nass aufwische. Zu diesem Zeitpunkt bin ich eigentlich immer noch alleine im Office. Danach beginne ich meine eigentliche Arbeit am Computer. Die ganze letzte Woche "durfte" ich Projekte, die bisher nur handschriftlich existieren, in die Datenbank eintippen. Ich saß also von etwa neun bis um fünf am PC und habe getippt. Den Ordner habe ich jetzt dann jedoch bald abgearbeitet, ich bin gespannt was ich dann für eine Arbeit bekomme.

Nach der Arbeit gehe ich dann immer nach Hause, wofür ich etwa 15 Minuten brauche. Da ich jetzt in Westlands, also in der Stadt, wohne, falle ich als Weiße nicht mehr so auf wie in der ländlichen Gegend. Wenn ich in Ruai durch die Straßen gelaufen bin, dann konnte ich doch sehr häufig ein: "Mzungu,Mzungu, how are you?" hören. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, dass man immer und überall auffällt, aber dieses ständige angesprochen werden, aufgrund der Hautfarbe, nervt irgendwann dann doch.

Jetzt am Wochenende hatte ein Mitfreiwilliger von mir Geburtstag, weshalb fast alle von uns nach Nairobi gefahren sind, um gemeinsam zu feiern. Ich habe eigentlich erst am Freitag richtig entschieden mitzukommen und auch zu übernachten, aber es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Am Samstag morgen habe ich Fariha in der Stadt abgeholt, und dann hat uns meine neue Gastmutter zum Hostel gebracht.
Dort haben wir dann die anderen getroffen, die Teilweise schon seid Freitag da waren, oder sehr früh morgens ankamen. Wir haben dann einen schönen Tag in Nairobi verbracht, viel ungesundes gegessen, weil man das einfach mal wieder auskosten wollte und sind abends dann noch in einen Club gegangen. Eigentlich wollten wir noch unser Visum verlängern lassen, aber als wir die Botschaft endlich wiedergefunden hatten, wurde uns gesagt, dass sie nur Montag bis Freitag auf hat. Für mich ist das kein Problem, ich brauche nicht sehr lange nach Town, aber für alle die aus Migori oder Kisii kommen und fast sieben Stunden nach Nairobi brauchen, ist das echt nervig.

Heute sind wir (Finn,Fariha,Pia,Emma(UK) und Sarah(Österreich)) dann schön Frühstücken gegangen,nachdem Fariha mir die Haare geschnitten hatte, und sind dann auf den Masaai Markt. Eigentlich wollten wir uns Flipflops und Armbändchen kaufen, haben uns dann aber irgendwie doch nicht dazu überwunden, weil wir im Handeln noch nicht wirklich Übung haben und immer dachten, dass der Preis letztendlich nicht angemessen ist.

Nachdem wir dann noch Mittag gegessen hatten ist wieder jeder seines Weges in Richtung zu Hause gegangen. Es war ein sehr schönes aber auch anstrengendes Wochenende. Es war toll, mal wieder Deutsch sprechen zu können, sich mal austauschen zu können über die Erlebnisse und Erfahrungen und einfach mit Menschen zu sprechen, die einem vertraut sind. Manchmal fehlt einem das hier schon sehr.

Was immer wieder überraschend ist in Kenia sind diese ganz speziellen Momente in denen man denkt, was mache ich hier eigentlich??. Situationen, in denen man einfach merkt wie unglaublich es ist, dass man so weit weg ist von zu Hause. Das sind dann meistens so Situationen, die einfach genau hier nach Kenia passen.


-Wenn der Bankautomat drei mal an einem Wochenende die Karte einer Person einzieht, und man jedes mal 30 min wartet, bis sie wieder raus kommt- hakuna matata!

-Wenn man morgens um halb zehn in einem Hostel entscheidet, sich die Haare von einer Freundin schneiden zu lassen.

-Wenn man einfach alles was man schon lange nicht mehr gegessen hat isst, nur dass man es mal wieder gegessen hat.

-Wenn sich jemand über eine warme Dusche von oben so freut, dass er gleich zwei mal hintereinander duscht.

-Wenn man nach 40 min in einem Club entscheidet, doch wieder zu gehen.

-Wenn man dann nachts um halb zwei plötzlich zu zweit als Mädels in einem Taxi sitzt, der Fahrer in  die entgegengesetzte Richtung von allen anderen fährt  und man sich denkt, scheiße hoffentlich  bringt der uns zu den anderen!

-Wenn man sich plötzlich selbst Mzungu nennt, weil mans ich  einfach mal wieder richtig typisch europäisch verhalten hat

-wenn man plötzlich nur noch englisch miteinander redet, obwohl alle Deutsch sprechen können


 Ja genau in solchen Situationen denkt man dann, es ist verrückt was ich hier mache, und muss einfach anfangen zu lachen :)!!!

Ich hatte ein sehr schönes Wochenende und bin froh,dass alles problemlos geklappt hat. Morgen geht es dann wieder an die Arbeit. Ich wünsche euch allen eine tolle Woche,
machts gut!
Steffi

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Donnerstag, 12. September 2013

Tag 34 :)

Hallo ihr Lieben,
jetzt melde ich mich mal wieder, seit meinem letzten Eintrag ist ja ziemlich viel Zeit vergangen und auch wirklich viel passiert.
Es ist eigentlich nichts so gekommen wie erwartet.Das mit meinem Projekt und meiner Familie in Ruai hat leider nicht geklappt. Ich war aber in der Zwischenzeit in einer sehr netten Familie und habe in Ruai gelebt. Ich hatte 6 Gastgeschwister und habe mich in der Familie sehr wohl gefühlt. Ein Projekt hatte ich bis letzten Montag leider nicht,  deshalb habe ich sehr viel Zeit mit meinen Gastgeschwistern verbracht und die Gegend um Ruai erkundet :)



Man kann sagen, dass Ruai sehr trocken und verhältnismäßig staubig ist, aber an einem Tag bin ich mit zwei meiner Gastbrüder laufen gegangen, um Zebras zu suchen, und da sind wir an diesen Bach gelangt und sind den Wasserfall hochgeklettert. Es war so unglaublich schön und atemberauben. Generell bin ich von der Gegend sehr begeistert und habe jeden Ausflug genossen. Ich hatte zwei wunderbare Wochen in meiner Gastfamilie und bin sicher, dass ich sie immer mal wieder besuchen werde, denn ich vermisse sie jetzt schon. Gestern bin ich dann nach Westlands umgezogen, weil ich so näher am ICYE Office wohne in dem ich nun zum Übergang arbeite. Davor hat mich der Weg zu meinem Arbeitsplatz drei h gekostet, weil es hier so unglaublich viel Verkehr gibt. Westlands ist ein eher reicheres Viertel, ich wohne hier in einem großen Haus und habe vier Gastgeschwister. Zu meiner Arbeitsstelle muss ich jetzt etwa eine viertel Stunde laufen.
Es ist wahnsinnig viel passiert in den letzten zwei Wochen, ich kann das gar nicht alles aufschreiben, aber ich hatte bisher nicht so gutes Internet, als dass ich diesen Blog hätte vortführen können. Jetzt werde ich aber wieder öfter versuchen zu schreiben. Ich hatte bisher nicht nur gute Momente hier in Kenia, die letzte Zeit war sehr verwirrend, aber mir geht es trotzdem gut und ich habe schon unglaublich viele nette Menschen kennen lernen dürfen und hatte viele wunderschöne Erlebnisse.
Ich hoffe es geht euch allen gut, ich freue mich immer auch von euch zu hören,
bis bald,
eure Steffi