Mittwoch, 13. November 2013

weltwärts: dreimontas Bericht für ICJA



Hallo ihr Lieben:
seit über drei Monaten bin ich jetzt schon in Kenia,seit 5 Tagen in meinem neuen Projekt. Ich werde jetzt nicht viel dazu sagen, außer dass ich mich echt wohl fühle und mirdie Arbeit viel Spaß macht. Für ICJA musste ich jetzt einen dreimontas Bericht schreiben, weil das eine Anforderung von weltwärts ist. viel Spaß beim Lesen:

Ich wache auf, höre Kinderstimmen und fröhliches Lachen. Es ist noch früh, die Sonne scheint durch das Fenster in meinem Zimmer im Happy Home Kinderheim in Stella. Wenn ich die letzten drei Monate reflektiere, dann weiß ich, dass ich jetzt endlich da bin, wo ich immer sein wollte.

Sommer 2012: Die Frage stellt sich, was will ich nach meinem Abitur machen? Gleich studieren? Erst mal ins Ausland? Eigentlich war es aber immer schon klar für mich, dass ich irgendwann eine neue Kultur, Sprache und Menschen kennen lernen möchte. Nach dem Abitur der perfekte Zeitpunkt. Also habe ich mich beworben, bei verschiedenen Organisationen, habe einen Platz beim ICJA bekommen und durfte mich somit seit letztem Dezember auf dieses Jahr vorbereiten. Das Lesen der Reiseführer begann, Recherchen im Internet, Erfahrungsberichte lesen und schließlich noch das Vorbereitungsseminar. Dann ging es endlich los, mit dem Gefühl gut vorbereitet zu sein und zu wissen, was einen erwartet. 

Kann man sich eine andere Kultur wirklich durch Reiseführer aneignen? –Nein! Angekommen in Kenia war dann doch alles anders als man es sich vorstellen konnte. Anders, aber nicht schlechter. Das Seminar von 14 Tagen hier in Kenia hat mir sehr viel gebracht. Man ist ein bisschen in die Kultur reingekommen, hat angefangen die Sprache zu lernen und konnte einfach mit den Menschen die hier leben in Kontakt treten.
Jetzt sitze ich hier in meinem Zimmer. Seit dem Vorbereitungsseminar sind schon 3 Monate vergangen. Unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich habe schon so unglaublich viel in dieser Zeit erleben und erfahren dürfen, dass ich mich einfach nur auf die kommenden 9 Monate freuen kann.

Wenn ich jetzt morgens aufwache, dann denke ich nicht mehr: „Wow! Ich bin in Kenia!“ Dieses Gefühl hatte ich am Anfang. Dieser Unglaube, dass man seinen Traum wirklich verwirklichen konnte. Mittlerweile ist das für mich normal. Ich bin in Kenia und fühle mich hier wohl. Vieles worüber ich mich am Anfang gewundert habe, was mir komisch vorkam oder worüber ich vielleicht den Kopf geschüttelt habe, ist jetzt normal für mich. Ich hinterfrage Situationen nicht mehr, ich habe gelernt und verstanden, dass das Leben und die Lebensweise hier oft sehr verschieden ist, und dass manches auf den ersten Blick ungewohnt scheint. Aber genauso wie für uns unsere Kultur normal und richtig erscheint, ist es hier eben anders aber mindestens genauso richtig und verständlich.

Ich musste mich dieser neuen Kultur erst einmal öffnen, mich darauf einlassen, was anders ist. Das hat denke ich durch die Hilfe meiner Gastfamilien hier und meinen kenianischen Freunden sehr gut geklappt und manchmal erwische ich mich auch dabei wie ich denke: „Warum machen wir das in Deutschland nicht so wie hier?“ Ich sollte aufhören zu vergleichen. Ich lerne gerade eine komplett andere Kultur kennen mit anderen Traditionen, das ist eigentlich nicht vergleichbar, und das Leben in beiden Ländern ist wunderbar, schön und richtig. 

Ich arbeite jetzt im Happy Home Orphanage, endlich durfte ich ankommen. Die Kinder und die anderen Uncles und Aunties haben mich sehr herzlich empfangen und mich gleich in ihr Herz geschlossen, genauso wie ich sie. Ja, ich bin hier Aunty Akinyi. Dieser Name wurde mir von meiner Gastfamilie in Nairobi gegeben. Akinyi heißt so viel wie „im Morgen geborene“ und scheint für die Kinder hier leichter zu sein als mein richtiger Name. Ich habe mich mittlerweile schon daran gewöhnt und ich denke dass ein Luo-Name auch Teil der Entdeckung dieser Kultur ist. 

Wenn ich jetzt morgens aufwache, dann freue ich mich auf den mir bevorstehenden Tag, darauf viel Zeit mit den Kindern zu verbringen, ihnen bei ihren Aufgaben zu helfen, mit ihnen zu spielen, zu reden, zu wandern, zu kochen oder einfach für sie da zu sein. Es ist eine große Chance für mich im Projekt zu leben denn dadurch kann ich das Leben der Kinder sehr gut mitverfolgen und wirklich viel Zeit mit ihnen verbringen.
Ich habe mich hier in sehr kurzer Zeit sehr gut eingelebt. Ich fühle mich nicht wie die „neue“ sondern wurde sofort akzeptiert und integriert. Das macht mich glücklich. Kenia ist mir in den drei Monaten die ich schon oder erst hier bin sehr vertraut geworden. Ich wundere mich über fast nichts mehr und komme sogar mit dem Linksverkehr mittlerweile klar, der mich am Anfang einfach nur verwirrt hat
.
Es ist mit Sicherheit nicht alles so gelaufen wie ich es mir zu Hause in Deutschland vorgestellt hatte. Wie soll man sich aber auch etwas, was so ganz anders ist vorstellen können? Im Kopf hat man immer das von stereotypen geprägte, afrikanische Kenia. Man stellt sich das Auslandsjahr als Idealbild vor, kreiert viele utopische Momente, die es hier so nicht geben kann. Denn dieses Jahr ist ja keine Vorstellung, es ist meine Realität. Umso glücklicher bin ich, dass ich die Chance bekommen habe dieses Jahr in Kenia zu verwirklichen, dass ich die Chance bekommen habe diese Kultur kennen zu lernen und mich hier einzuleben. Ich bin froh, dass ich nach drei Monaten sagen kann, dass ich mich wohl fühle und auf die weiteren 9 Monate freue. 

Es ist nicht so gekommen wie geplant, wer plant hier auch? Ist es besser oder schlechter? Es ist einfach anders. 

Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass man eine Zukunft nicht planen kann, vor allem nicht im Ausland, wenn man keine Ahnung hat was einen erwartet. Die Menschen hier haben mich gelehrt immer erst den Tag zu planen, wenn er da ist, man weiß ja nie was passieren wird. In diesem Sinne lasse ich meine restlichen Monate auf mich zu kommen. Ich werde versuchen aus jedem Tag den besten für mich, die Kinder und das Projekt zu machen. Ich durfte hier in Kenia lernen, was wirklich wichtig ist im Leben und dass man schätzen sollte, was man hat. Das zeigen mir meine 30 Kinder hier auch jeden Tag. Das Leben ist da, um es zu leben, zu genießen, und das Beste aus jedem Tag zu machen, egal ob es einem gerade gut geht oder nicht, und egal was man im bisherigen Leben erlebt hat. Man lebt in der Gegenwart. 

Wenn ich jetzt morgens aufwache, Kinderstimmen höre und weiß, dass ich gleich runter zu ihnen darf, dann weiß ich, ich bin angekommen. Glücklich für den Moment und versuche einfach, mein Leben in Kenia so schön wie möglich zu gestalten. Mein einlebe-Prozess ist mit Sicherheit noch nicht abgeschlossen, es werden noch Situationen kommen, die mich überraschen, mich zweifeln lassen und mich verwirren, aber das ist normal und gehört dazu. 

So ein Jahr im Ausland ist eine Herausforderung. Eine positive Herausforderung und ich bin mir sicher, wenn ich diese Herausforderung gemeistert habe, so wie ich die ersten drei Monate gemeistert habe, dann werde ich stolz auf mich sein. Was ich jetzt schon weiß ist, dass ich dieses Jahr niemals bereuen werde, ich habe jetzt schon so viel erfahren, erleben und vor allem lernen dürfen, dass es mich sehr prägen wird. Ich freue mich auf meine weitere Zeit hier und hoffe, sie wird nicht zu schnell verfliegen. 

damit wärs das dann mal wieder von mir, einen ausführlichen Bericht über meinen Alltag hier bekommt ihr demnächst. Jetzt habe ich für heute aber genug geschrieben und gehe mal wieder zu meinen Kindern runter.

Machts gut!
allerliebste Grüße aus dem sehr warmen und schönen Stella
eure Steffi

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